„kulturMontag“ am 24. März: Steirische Kulturpolitik, neue Schiele-Schau, Eröffnung Foto Arsenal Wien
Felix Hoffmann live zu Gast im Studio; danach: „Schrecklich schöne Bausünden: Plattenbau-Paradiese“- um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 24. März 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON thematisiert u. a. die Kritik steirischer Kulturschaffender an der Kulturpolitik des Landes, befasst sich weiters mit der neuen Schiele-Ausstellung im Leopold Museum, die sich den vier letzten Lebensjahren des Künstlers aus dem Blickwinkel seiner Ehefrau Edith Schiele widmet, und berichtet über das Foto Arsenal Wien, das heute eröffnet wird. Dessen Leiter, Kunsthistoriker und Kulturwissenschafter Felix Hoffmann, ist live zu Gast im Studio. Anschließend an das Magazin steht die Dokumentation „Schrecklich schöne Bausünden: Plattenbau-Paradiese“ (23.30 Uhr) auf dem Programm.
„Kultur Land retten“: Kritik Kulturschaffender in der Steiermark
Mit Glück scheint die steirische Kulturszene derzeit nicht gesegnet zu sein. Nach nur drei Monaten Amtszeit der neuen Landesregierung könnten Teile des Kulturlebens bedroht sein, stehen doch massive Budgetkürzungen im Raum. Fördersummen renommierter Institutionen sollen minimiert, bei der freien Szene gar gestrichen werden. Auch das Kulturkuratorium, das Einwände gegen diese Politik vorgebracht hat, wurde in einer Blitzaktion der Landesregierung neu bestellt. Für die Opposition wie für die Kulturschaffenden sei die Neubesetzung der Einrichtung, die Förderungsgelder empfiehlt, ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Kunst und ein fatales Signal an alle Kulturarbeiter:innen. Nach ersten Förderkürzungen ist auch die Weiterführung des langjährigen Prozesses „Kulturstrategie 2030“ offen. Kurz vor den steirischen Gemeinderatswahlen regt sich Widerstand. Unter dem Titel „Kultur Land retten“ fand am Donnerstag in der Grazer Innenstadt ein Protestmarsch gegen die kulturpolitischen Maßnahmen statt. Der „kulturMontag“ bringt eine aktuelle Reportage über die Sorgen und Unsicherheiten der Kulturszene in der Grünen Mark.
Ediths Blick auf Egon – Neue Schiele-Schau im Leopold Museum
Seine Kunst war radikal, expressiv und symptomatisch für seine Zeit: Mit exaltierter Gestik und Mimik reflektierte Egon Schiele – wohl eine der prägendsten und schillerndsten Figuren der Wiener Moderne – die eigene Existenz, die sich in zahllosen Selbstdarstellungen und Porträts, aber auch in seinen Landschafts- und Städtebildern niederschlug. Das Wiener Leopold Museum rückt ab 28. März erstmals Schieles letzte vier Lebensjahre ins Zentrum einer neuen Ausstellung: Die Jahre 1914 bis 1918 waren für den Meister des Expressiven „Zeiten des Umbruchs“ – in gesellschaftlicher, künstlerischer und privater Hinsicht. 1914 brach nicht nur der Erste Weltkrieg aus, sondern Schiele beendete auch seine langjährige Beziehung zu Wally Neuzil. Er lernte Edith Harms kennen, die er ein Jahr später heiratete. Edith begann am Tag ihrer Hochzeit, Tagebuch zu führen, das für die Schau erstmals grundlegend ausgewertet wurde. Ihre offensichtlich auf einer Depression basierende melancholische und geradezu bedürftige Art veränderte auch Egon Schieles Malstil. In seinen späten Gemälden wird ein größeres Einfühlungsvermögen deutlich, sie sind weniger selbstbezogen, weniger provokativ. Das jugendliche, rastlose Seelenforschen lässt nach, Schieles Stil wird realistischer. Und der Maler feiert gegen Ende des Ersten Weltkriegs erste große finanzielle Erfolge. Wozu die zunehmende wirtschaftliche Unabhängigkeit geführt und wie sich sein Stil weiterentwickelt hätte, ob er mit seiner zukünftigen Rolle als Familienvater zu Rande gekommen wäre, bleibt Spekulation. Ende Oktober 1918 erlag Edith und nur wenige Tage später auch Egon Schiele der Spanischen Grippe. Noch kurze Zeit vor seinem Tod hatte der Künstler an einem Gemälde gearbeitet, das die Familie nach der Geburt des Kindes zeigte – es blieb unvollendet.
Grand Opening – Das neue Foto Arsenal Wien
Nach jahrelangen Diskussionen, interimistischen Standorten und intensiver Umbauphase wird mit dem Foto Arsenal Wien heute (21. März) mitten im Herzen Wiens auf 1.000 Quadratmetern ein innovativer Raum für internationale Fotografie und Videokunst als Ausstellungsfläche für junge Talente, unentdeckte Positionen und renommierte Künstler:innen eröffnet. Mit einem Grand Opening auf dem ehemaligen Militärgelände widmet Leiter Felix Hoffmann seine erste Schau den legendären Magnum-Fotografen – einer 1947 gegründeten Fotoagentur mit dem Ziel, das Copyright der Fotografen an ihren Bildern zu schützen. Mehr als 300 Exponate – von Kontaktbögen bis zu Vintage-Fotografien – beleuchten die Prozesse hinter weltberühmten Bildern, wie dem von Dennis Stock fotografierten legendären Porträt des Hollywood-Rebellen James Dean mit der Zigarette im Mundwinkel auf dem Times Square, dem von Eve Arnold auf Fotopapier gebanntem nachdenklichen Moment von Marilyn Monroe am Set des John-Huston-Klassikers „The Misfits“ oder dem skurrilen Foto von Linda, dem Lama, das Inge Morath als erste für die Fotoagentur Magnum tätige österreichische Fotografin weltberühmt machte. Eine analoge Dunkelkammer und ein breites Workshop-Programm sollen Besucher:innen aller Altersgruppen anlocken. Der renommierte Kunsthistoriker und Kulturwissenschafter Felix Hoffmann spricht live im Studio über den Stellenwert der Fotografie im 21. Jahrhundert, die Gefahren von Fake News oder KI und wie er gerade das Selfie-geprägte junge Publikum für das Medium Fotografie begeistern will.
Dokumentation „Schrecklich schöne Bausünden: Plattenbau-Paradiese“ (23.30 Uhr)
Die vierteilige Doku-Reihe „Schrecklich schöne Bausünden“ setzt sich mit Bauwerken auseinander, die als architektonische Sündenfälle abqualifiziert wurden, aber heute, aus neuer Perspektive betrachtet, durchaus in ihren Bann ziehen können. In dieser Folge werden Plattenbauten unter die Lupe genommen: Vor allem seit den 1960er Jahren massenhaft im Fertigteilverfahren schnell und billig hochgezogen, ästhetisch anspruchslos, oft monströs in ihren Ausmaßen. Man mag da an urbane Vereinsamung und soziale Randständigkeit denken. Regisseurin Katharina Röben rückt indes zur Ehrenrettung der Betonburgen aus. Plattenbauten können durchaus Horte sozialer Wärme sein und erfahren in manchen Teilen Europas sogar eine Renaissance.
Wer in Deutschland von der „Platte“ spricht, meint nicht die gute alte Vinylscheibe, sondern die in Verruf geratenen Wohnklötze – in der DDR wie im gesamten kommunistischen Osteuropa einst dominierender Baustil der 1960er und 1970er Jahre. Auch im Westen wurden die Fertigteilmonstren als anonyme Wohnburgen hochgezogen – man denke an die Berliner Gropiusstadt, in der Christiane F. aufwuchs. Wie soll man mit diesen Relikten überkommener Zeiten umgehen? Abreißen? Das empfände der Autor Jesse Simon als Frevel – er versteht die Grobklötze als Architektur-Ikonen und hat ihnen als Hommage einen ganzen Fotoband gewidmet. Der Künstler Erik Schmidt offenbart ganz unerwartete Seiten der Gropiusstadt – als Ort der Erinnerung und Gemeinschaft. Das soziale Miteinander wird auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern von Harry Glücks Terrassenbauten in Alt Erlaa in Wien stets hervorgehoben. In Genua führt der Architekturtheoretiker Francesco Bacci Besucher:innen zu einer riesigen Wohnschlange aus Beton, die hoch über der Stadt thront. Er erachtet das vielgehasste Bau-Monstrum als absolut schützenswert. Und in Paris probt eine Wohnbaugesellschaft die Zukunft der „Platte“ und zeigt, wie die Transformation in lebenswerte und begehrte Quartiere gelingen könnte.
http://presse.ORF.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender
Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.