OECD-Bilanz bestätigt Reformbedarf in der Gesundheit

Lange Wartezeiten, hohe Privatkosten: Ergebnisse bestätigen Reformkurs der Bundesregierung

Der neue OECD-Bericht „Country Health Profile Austria 2025“ liefert ein umfassendes Bild des österreichischen Gesundheitssystems bis 2024, dem Zeitpunkt des Regierungswechsels. Trotz einer grundsätzlich hohen Versorgungsqualität in Österreich zeigt der Bericht deutliche strukturelle Defizite, insbesondere bei Wartezeiten und privaten Zahlungen. Gesundheitsministerin Korinna Schumann betont: „Der OECD-Bericht bestätigt, was wir alle spüren: Lange Wartezeiten und hohe Privatkosten belasten die Bevölkerung massiv. Das ist der Zustand unseres Gesundheitssystems, den die neue Bundesregierung von ihren Vorgängern übernommen hat, den wir aber nicht akzeptieren wollen. Wir übernehmen Verantwortung und gehen entschlossen gegen diese Fehlentwicklungen vor.“

Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig ergänzt: „Wir stehen an einem Wendepunkt. Wenn wir das solidarische Gesundheitssystem erhalten wollen, müssen wir es entschlossen weiterentwickeln – für eine Versorgung, die allen zugutekommt, nicht nur wenigen. Wir gehen jetzt die ersten Schritte, um die Zwei-Klassen-Medizin zurückzudrängen: mit gezielter Digitalisierung, die Versorgung besser planbar macht – und mit einem Ausbau der Prävention, etwa durch ein öffentlich finanziertes Impfprogramm. Denn Gesundheit darf kein Zufallsprodukt sein, sondern muss für alle Menschen verlässlich erreichbar bleiben.“

OECD: LANGE WARTEZEITEN UND STEIGENDE PRIVATKOSTEN BELASTEN BEVÖLKERUNG

Der Bericht verdeutlicht, dass Patientinnen und Patienten in Österreich im internationalen Vergleich zu lange auf medizinische Leistungen warten müssen. Gleichzeitig sind die privaten Gesundheitskosten stark gestiegen. 2023 lagen die pro-Kopf-Ausgaben für die gesamte Gesundheitsversorgung bei 4.901 Euro, wobei die öffentlichen Ausgaben pro Kopf 22 % über dem EU-Durchschnitt und die privaten Ausgaben rund 50 % darüber lagen. Out-of-pocket-Zahlungen machen 16,5 % der Gesundheitsausgaben aus, ebenfalls deutlich über dem EU-Schnitt, und belasten die Haushalte erheblich.

Die Zahl der Vertragsärztinnen und Vertragsärzte stagniert, während die Zahl der Wahlärztinnen und Wahlärzte seit 2004 um 61 % gestiegen ist. Gleichzeitig ist der Anteil der Hausärztinnen und Hausärzte auf nur noch 13 % abgesunken, wodurch die Primärversorgung zusätzlich unter Druck gerät. Auch die Verteilung der Ausgaben offenbart strukturelle Schwächen: Rund 32 % der Gesundheitsausgaben fließen in die stationäre Versorgung, 31 % in die ambulante Versorgung. Beide Werte liegen über dem EU-Durchschnitt und verdeutlichen die starke Belastung der Krankenhäuser und den Nachholbedarf bei der Versorgung durch den niedergelassenen Bereich.

Die Folgen sind überdurchschnittlich lange Wartezeiten, eine zunehmende Nutzung von Wahlärztinnen und Wahlärzten sowie ein massiver Anstieg an Eigenleistungen, die im europäischen Vergleich deutlich über dem Durchschnitt liegen. Für viele Menschen erschwert dies den Zugang zu medizinischer Versorgung und bringt erhebliche finanzielle Unsicherheiten mit sich. Die OECD warnt, dass diese Entwicklung die Abhängigkeit von privaten Leistungen weiter verstärkt und die Gefahr eines Zwei-Klassen-Systems Realität werden lässt.

ERGEBNISSE STÄRKEN REFORMKURS DER BUNDESREGIERUNG

Die Bundesregierung reagiert auf die Herausforderungen mit einem klaren Reformkurs, der auf eine nachhaltige Stabilisierung, den Ausbau des öffentlichen Sektors und gerechte Zugänge für alle ausgerichtet ist. Mit der Reformpartnerschaft Gesundheit, dem Gesundheitsreformfonds und gezielten Investitionen wurde bereits ein Weg eingeschlagen, der das System stärkt, Wartezeiten reduziert und die solidarische Gesundheitsversorgung sichert.

„Wir werden die öffentliche Versorgung gezielt stärken, Versorgungslücken schließen und sicherstellen, dass Qualität und Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht vom Geldbeutel abhängen. Deshalb investieren wir massiv in Primärversorgung und regionale Versorgungszentren, bauen ambulante Angebote und Frauengesundheitszentren aus, fördern Prävention und Digitalisierung, führen den Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin ein und sorgen für einen gerechten Zugang zu hochpreisigen Arzneimitteln. Eine leistungsfähige und gerechte Gesundheitsversorgung heißt eine starke öffentliche und solidarische Gesundheitsversorgung, die für alle Menschen in Österreich da ist.“ – Gesundheitsministerin Korinna Schumann

„Ein solidarisches Gesundheitssystem beginnt vor Ort – dort, wo Menschen leben und Hilfe brauchen. Wir müssen die Versorgung in den Regionen gezielt stärken und die Patientinnen und Patienten noch besser durch das System begleiten, damit sie die richtige Hilfe schnell am richtigen Ort erhalten. Dafür braucht es gute aufeinander abgestimmte Angebote und den Einsatz von mehr digitalen Instrumenten. Unser Ziel ist eine Versorgungskette, die zuerst digital, dann ambulant und nur wenn nötig, stationär hilft. Das entlastet Spitäler, verkürzt Wege – und sorgt dafür, dass niemand durchs Netz fällt.“ – Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig,

„Reformpartnerschaft Gesundheit“ bildet den organisatorischen Rahmen, in dem Bund, Länder und Sozialversicherung erstmals auf Basis gemeinsamer Daten und Zielsetzungen strukturelle Reformen entwickeln und umsetzen. Im Mittelpunkt steht eine mittelfristige Strukturreform, die bestehende Versorgungslücken schließen, die Primär- und ambulante Versorgung stärken, Spitäler entlasten und Patientenwege effizienter gestalten soll.

Eingerichtete Reformgruppen, die sich mit Notfallversorgung, Digitalisierung, Berufsbildern und dem Verhältnis von öffentlichem und privatem Sektor befassen, haben bereits konkrete Aufträge erhalten, deren Ergebnisse ab dem zweiten Quartal 2026 umgesetzt werden. Speziell in Hinblick auf die Ergebnisse des OECD-Berichts erklärt Gesundheitsministerin Schumann: „Wir überprüfen, wo private Angebote eine sinnvolle Ergänzung sind und wo sie die Solidarität im öffentlichen System gefährden. Klar ist, die öffentlichen Angebote müssen die zentrale Rolle übernehmen, damit alle Menschen gleichberechtigten Zugang zur Versorgung haben.“

Der Gesundheitsreformfonds tritt ab 1. Jänner 2026 in Kraft und umfasst jährlich rund 500 Millionen Euro. Er ist das kurzfristige und zentrale Instrument, um die im OECD-Bericht aufgezeigten Defizite sehr schnell und systematisch zu adressieren. Die Mittel fließen gezielt in den Ausbau der öffentlichen Strukturen, darunter Primärversorgung, Primärversorungseinheiten, ambulante Angebote, Frauengesundheitszentren, regionale Versorgungszentren, Präventionsmaßnahmen und digitale Verbesserungen. Damit werden klare Prioritäten zugunsten des öffentlichen Sektors gesetzt, Wartezeiten verkürzt, Versorgungslücken geschlossen und die Gesundheitsversorgung gerechter und solidarischer gestaltet.

DATENGRUNDLAGEN, DIGITALE ABLÄUFE UND STEUERUNG

Hier besteht im Gesundheitssystem seit Jahren Reformbedarf – insbesondere, wenn es um eine zielgerichtete Steuerung von Versorgungsangeboten geht. Die Bundesregierung setzt erste konkrete Maßnahmen um, um Abläufe zu verbessern, Ressourcen effizienter einzusetzen und Patient:innen besser zu unterstützen.

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Ab 2026 wird erstmals bundesweit und verpflichtend erfasst, welche Diagnosen im niedergelassenen Bereich gestellt werden – die ambulante Diagnosecodierung wird eingeführt. Damit entsteht eine fundierte Datenbasis, die sichtbar macht, wo Leistungen fehlen und wo Ressourcen gebraucht werden. Das hilft, Versorgung gerecht zu planen, Doppelstrukturen zu vermeiden und Mittel gezielt einzusetzen. Für Ärzt:innen bedeutet das mehr Klarheit in der Kommunikation – für Patient:innen mehr Versorgungssicherheit.

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Ebenfalls ab Oktober 2026 startet der Elektronische Eltern-Kind-Pass. Er ersetzt das veraltete Papiermodell durch ein modernes, sicheres System, das Familien unterstützt: automatische Erinnerungen an Untersuchungen, einfache Zugänge in mehreren Sprachen und eine bessere Vernetzung mit Hebammen, Ärzt:innen und psychosozialen Hilfen.

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Die Verlängerung der ELGA-Speicherfrist von 10 auf 30 Jahre schützt Menschen mit chronischen, seltenen oder komplexen Erkrankungen vor dem Verlust wichtiger Befunde – und erhöht die Sicherheit in Diagnostik und Behandlung.

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Weitere Digitalisierungsprojekte folgen: Mit dem Gesundheitsnavi Österreich (1450) wird ein flächendeckendes System ausgebaut, das Menschen rasch an die richtige Stelle im Gesundheitssystem leitet – digital, ambulant, stationär. So entstehen strukturierte Patientenwege, weniger Wartezeiten und mehr Orientierung.

PRÄVENTION: FRÜHZEITIG UNTERSTÜTZEN, BEVOR KRANKHEIT ENTSTEHT.

* Parallel zur Digitalisierung setzt die Bundesregierung klare Schwerpunkte bei Prävention und Gesundheitsförderung:

Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz (BMASGPK)
E-Mail: pressesprecher@sozialministerium.gv.at
Website: https://sozialministerium.gv.at

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