Materialeffizienz als Bauprinzip
Ein Forschungsprojekt zum Bauen in Wien um 1900 gibt Zeugnis von der langen Lebensdauer von Beton
Eisenbeton-Bauten prägen seit mehr als 100 Jahren viele Städte Europas. Besonders in Wien gibt es zahlreiche Projekte aus der Zeit um die letzte Jahrhundertwende, die immer noch gut erhalten sind und die eine neue Nutzung erleben. Dem Architekten und Publizisten Otto Kapfinger ist es zu verdanken, dass unter seiner Leitung gemeinsam mit seinem Forschungsteam (Gabriele Anderl, Markus Kristan, Ursula Prokop, Felix Siegrist, Adolph Stiller, Stephan Templ, Maria Welzig und Anna Wickenhauser) eine umfangreiche Projektschau gründlich recherchiert und aufbereitet wurde. Von Mai bis September 2025 zeigte die Sonderausstellung „Eisenbeton. Anatomie einer Metropole“ im Wien Museum einen kleinen Ausschnitt der Forschungsarbeit. Das große Besucherinteresse bestätigte die Aktualität des Themas, die frühen Eisenbeton-Bauten geben Zeugnis von der Einzigartigkeit und Langlebigkeit des Baustoffs Beton. Mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher informierten sich über die bemerkenswerten Bauten – fachkundige Führungen waren in kurzer Zeit ausgebucht.
HOHE INGENIEURKUNST
In der Ausstellung wurden architektonische Meilensteine gezeigt, die nicht nur Baugeschichte geschrieben haben, sondern auch eindrucksvolle Zeugen eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen sind. Denn die meisten Gebäude werden heute noch genutzt, sei es zum Wohnen, als Büro- und Kulturbauten. Was vor über 100 Jahren eine Revolution im Bauwesen einleitete, ist heute aktueller denn je: Der Anspruch, mit minimalem Materialeinsatz maximal langlebige und vielseitig nutzbare Gebäude zu schaffen. Der Baustoff Beton spielte dabei eine zentrale Rolle – und tut es bis heute. Seine hohe Tragfähigkeit, die Flexibilität bezüglich Grundrisse wie auch die zeitlose Architektur ermöglichten bereits um 1900, weitgespannte Räume zu realisieren, die neue Maßstäbe im urbanen Bauen setzten. Entstanden sind dabei visionäre Mehrzweckbauten: Wohn- und Geschäftshäuser mit loftartigen Werkstätten, integrierten Theatern und Kinos oder funktionale Fabriken.
Diese ingenieurtechnischen Pionierleistungen standen im Zentrum der Ausstellung. Mit Modellen, Plänen und Fotografien, Gemälden, Plakaten und originalen Ausstattungsstücken wurden berühmte und kaum bekannte Eisenbetonbauten in Wien um 1900 vorgestellt.
Wiener Bauherren und Planer hatten um 1900 eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung innovativer Betonstrukturen. Es wurde unermüdlich geforscht, Baustatik, Baumechanik und Bauphysik wurden stetig verbessert, z. B. durch neue Methoden im Gewölbe- und Skelettbau. Normen und Regelwerke zum Bauen mit bewehrtem Beton gab es damals noch nicht, diese wurden im ständigen Austausch zwischen Theorie und Praxis, zwischen Anwendern und behördlichen Kontrollen entwickelt und hervorgebracht. So heißt es im Langtitel des Forschungsprojekts: Eine integrierte Geschichte von Gesellschaft, Wirtschaft und Technik, von Planungs- und Lebenskultur und ihre Botschaft für Gegenwart und Zukunft von Bau- und Stadtgestalt.
Last-minute-Geschenktipp: Noch gibt es einige wenige Exemplare der Publikation über das Forschungsprojekt: Anatomie einer Metropole, Bauen mit Eisenbeton in Wien 1890–1914; Otto Kapfinger (Hg.), Birkhäuser Verlag.
Zement und Beton InformationsGmbH
Anja Gaugl
Telefon: +43 1 714 66 85-23
E-Mail: gaugl@zement.at
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