#sogamoi! „kulturMontag“-Auftakt zu neunteiliger interaktiver Serie über Österreichs Dialekte am 6. Mai in ORF 2
Außerdem u. a.: Xenia Hausner live im Studio, Amos Gitais Werk an der Burg und im Filmmuseum; danach: Doku „Anna Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“
Wien (OTS) – „Wia redstn eigentli wirkli?“ fragte sich ein Salzburger Forscherteam der Universität Paris Lodron und hat sich akribisch auf Dialekt-Expedition quer durch Österreich begeben. Der „kulturMontag“ greift das spannende Projekt auf und widmet diesem eine neunteilige Serie, die in der nächsten Ausgabe am 6. Mai, um 22.30 Uhr in ORF 2, startet. Das ORF-Kulturmagazin befasst sich darin umfassend mit dem Thema und lädt das ganze Land unter dem Motto #sogamoi zum interaktiven Mitmachen über die kostenlose Dialekt-App OeDa ein. Weiters befasst sich die von Clarissa Stadler präsentierte Sendung mit Xenia Hausners jüngstem Werk im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres Bad Ischl Salzkammergut und begrüßt die Künstlerin live im Studio. Außerdem berichtet der „kulturMontag“ über die auf Dialog und Frieden setzende Arbeit des israelischen Filmemachers Amos Gitai, der am Samstag (4. Mai) mit seinem Stück „Chronik eines Mordes – Jitzchak Rabin“ am Wiener Burgtheater Premiere feiert bzw. mit einer gerade eröffneten Retrospektive im Filmmuseum als Filmemacher gewürdigt wird.
Anschließend an das Magazin steht die neue Dokumentation „Anna Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“ (23.30 Uhr) anlässlich der 60. Biennale von Venedig auf dem Programm.
#sogamoi: Mit interaktiver Sprachserie dem Dialekt auf der Spur – Mitmachen erwünscht!
Nichts trennt so sehr wie die gemeinsame Sprache, wusste schon Kabarettisten-Legende Karl Farkas und meinte damit nicht nur die altbekannten Sprachbarrieren zwischen den teutonischen Nachbarn, den Schweizer Eidgenossen und den Alpenrepubliklern. Auch untereinander sind sich Herr und Frau Österreicher nicht immer einig und das Spektrum an Dialekten im Lande groß. Ein Salzburger Forscherteam der Universität Paris Lodron hat sich akribisch auf Dialektsuche quer durch Österreich gemacht. Welche Dialekte gibt es? Was verändert sicht? Und wird das Idiom der Wiener, Steirer oder der Kärntner gar ganz verschwinden? Für dieses ambitionierte Vorhaben haben die Wissenschafter:innen zusätzlich eine kostenlose App fürs Handy entwickelt, mit der die Österreicher:innen bei der wissenschaftlichen Erforschung der heimischen Dialekte eingebunden sind. Über „OeDA“, auf gut Wienerisch also Oida oder Alter, können die Nutzer:innen auf verschiedene Arten Dialektwörter und -sätze sammeln, Sprachproben aufnehmen und sich die gesammelten Wörter und Ausspracheformen auf Sprachkarten anzeigen lassen.
Der „kulturMontag“ stellt das Projekt vor und begibt sich in einer neunteiligen Serie auf eine Forschungsreise quer durch alle Bundesländer. Wer spricht noch Dialekt, welche Beziehung hat die Nation zu ihrer Sprache und wem gehört der Dialekt überhaupt? Ist er identitätsstiftend oder ideologisch belastet? Diesen Fragen versucht das ORF-Kulturmagazin gemeinsam mit Sprachwissenschafter:innen, Künstler:innen, Musiker:innen und Schriftsteller:innen auf den Grund zu gehen. Unter dem Titel #sogamoi startet der „kulturMontag“ einen Publikumsaufruf: Die Österreicher:innen sollen die für sie schönsten, schiachsten, seltensten, oder auch typischsten Lieblingsausdrücke via Handy aufnehmen und an das Redaktionsteam schicken. Am Ende der Serie soll eine Österreich-Landkarte der Dialekte und aus den eingesendeten Wörtern ein Mundart-Song entstehen.
Sinnbild unserer Zeit – Xenia Hausners Skulptur „Atemluft“ in Bad Ischl
Unbeschreiblich weiblich ist das Werk der österreichischen Malerin und Bühnenbildnerin Xenia Hausner, die in Berlin und Wien lebt und arbeitet sowie seit mehr als 30 Jahren auch in Traunkirchen im Salzkammergut ein Atelier hat. Der künstlerische Beruf ist der Tochter des 1995 verstorbenen Phantastischen Realisten Rudolf Hausner Berufung. Nachdem sie lange Jahre erfolgreich als Bühnenbildnerin tätig war, wandte sich die heute 73- jährige Wienerin 1990 der Malerei zu. Es war eine Lebensentscheidung, für sie die ultimative Freiheit, nur auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Im Zentrum ihres akribisch inszenierten Werks steht der Mensch, doch die Themen und Geschichten Hausners werden vorrangig von Frauen verkörpert, die alle Rollen einnehmen und so stellvertretend für alle Genderzugehörigkeiten agieren. Hausners Frauenbilder spiegeln eine differenzierte weibliche Befindlichkeit wider. Meist in Überlebensgröße werden ihre Figuren zu Stellvertretern allgemein gültiger Situationen und existenzieller Lebensfragen.
Im Jahr der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut ist die international renommierte Künstlerin auch im Kulturkomitee als Botschafterin vertreten. Der idyllischen Gegend ist Hausner seit Kindertagen eng verbunden. Jetzt präsentiert sie dort im Rahmen der Kulturhauptstadt ihre erste skulpturale Arbeit im öffentlichen Raum. Unter dem Titel „Atemluft“ zeigt sie mitten in Bad Ischl vor dem Bahnhof eine drei Meter hohe Aluminium- und Bronzeskulptur, mit der sie auf die gesellschaftlichen wie existenziellen Probleme unserer Zeit verweisen will. Die schreiende weibliche Figur, auf deren Kopf eine Sauerstoffflasche lastet, ist ein sinnliches Bild der Verzweiflung, ein Ringen um das, was wir brauchen, um zu leben, ein Aufschrei darüber, was wir uns vergeben. Über den Zynismus und mangelnden Realitätssinn einer Gesellschaft, über Täter und Opfer, die wir alle sind, ihre Wahlheimat und das Kulturhauptstadtjahr spricht Xenia Hausner mit Clarissa Stadler live im Studio.
Aufforderung zum Dialog – Filmemacher Amos Gitai am Burgtheater und im Filmmuseum
In Zeiten eines eskalierenden Krieges, von Spaltungen, antisemitischer Gewalt und einer unerbittlichen Flut an Fake News bieten Amos Gitais Arbeiten Raum zum Zuhören sowie Nachdenken und fordern auf zum Dialog für eine friedlichere Zukunft zwischen Israelis und Palästinensern. Der Filmemacher gilt als einer der renommiertesten Regisseure Israels und schonungsloser Chronist des Nahost-Konflikts: Seit mehr als 50 Jahren widmet er sich seinem Heimatland mit all seinen Widersprüchen, Kontroversen und Kriegen, seine Filme kreisen um Trauma und Konflikt. Schon als junger Architekturstudent, dessen Vater, der Bauhaus-Architekt Munio Weinraub, 1933 aus Nazi-Deutschland geflohen war, wurde er mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. 1973, im Jom-Kippur-Krieg, wurde er als Reservist von der israelischen Armee einberufen und während der Kampfhandlungen schwer verletzt. Die Eindrücke und Bilder des Grauens haben ihn nie wieder losgelassen. Seit fast 30 Jahren kreist Gitai immer wieder um ein Thema: die Ermordung des israelischen Premierministers Jitzchak Rabin im Jahr 1995 durch einen rechtsextremen Studenten, Mitglied der Siedlerbewegung, während einer Friedenskundgebung in Tel Aviv, die einen negativen Wendepunkt im damals gerade angelaufenen Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern markiert. Schon 2015 hat der Regisseur in seinem Film „Rabin, the Last Day“ die Ereignisse festgehalten. Für das Wiener Burgtheater erarbeitet er mit den Schauspielerinnen Bibiana Beglau und Dörte Lyssewski nun zum selben Thema sein Stück „Chronik eines Mordes“. Das Wiener Filmmuseum widmet dem 73-Jährigen, der zwischen seiner Heimatstadt Haifa und Paris pendelt, eine umfassende Retrospektive.
TV-Porträt „Anna Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“ (23.30 Uhr)
Welche Mittel haben Menschen in der Hand, um sich in der heutigen Welt gegen Ungerechtigkeit, Extremismus, Radikalisierung zu wappnen? Anna Jermolaewa hat ein paar Ideen dazu. Der Film von Ines Mitterer begleitet die österreichische Künstlerin bei den finalen Vorbereitungen für ihren großen Auftritt im Österreich-Pavillon auf der Biennale in Venedig 2024. Wie in den meisten ihrer Arbeiten geht es dabei politisch und poetisch um gesellschaftlich relevante Fragen unserer Zeit: das Ringen um Menschenrechte, die Verteidigung von Bürger:innenrechten, das Drama der Flucht sowie Widerstand unter zunehmend repressiven und diktatorischen Regimen – etwas, das Anna Jermolaewa selbst als Kind und Jugendliche erlebt hat.
1989 aus der heimatlichen UdSSR geflüchtet, bildet die Künstlerin mit ihrer Arbeit Geschichte ab – aber vor allem, wie sich der Lauf der Geschichte auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft konkret auswirkt. Das Menschliche hat einen hohen Stellenwert in Anna Jermolaewas Kunst, wenn nicht den höchsten. Und deshalb ist diese auch so zugänglich, verführt mit Humor und Poesie, verleitet zum Eintauchen in komplexe gesellschaftliche und politische Verflechtungen.
Seit ihrer Flucht setzt sich die 1970 in Leningrad Geborene immer auch mit dem Leben im heutigen Russland und den Nachfolgestaaten der UdSSR auseinander. Stellt sich für das Foto „Selbstporträt mit Diktator“ selbstbewusst neben einen Putin aus Wachs, begleitet in Videos russische Präsidenten-Lookalikes von Lenin über Gorbatschow bis Putin bei ihrer Arbeit am Roten Platz oder bereist für die Foto-und Videoinstallation „Chernobyl Safari“ das Gebiet der Sperrzone rund um das verlassene Atomkraftwerk, in dem die Fauna prächtig gedeiht.
Seit dem anhaltenden Überfallskrieg Russlands gegen die Ukraine setzt sie sich auch aktiv für die Geflüchteten aus der Ukraine ein. So verwandelt sie etwa in ihrer jüngsten Arbeit „Rehearsal for Swanlake“ gemeinsam mit der geflüchteten ukrainischen Tänzerin und Choreografin Oksana Serheieva das Ballett Schwanensee in ein Instrument des friedlichen Aufstandes.
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