Ö1, ORF 2 und ORF III zum 80. Geburtstag von Peter Turrini: „Die Krücke des Wortes als Überlebensmittel“
Am 26. September begeht der österreichische Schriftsteller Peter Turrini seinen 80. Geburtstag. Ö1 gratuliert mit einem „Ö1 Hörspiel“ (21.9.) von und mit Peter Turrini und „Gedanken“ (29.9.). ORF 2 bringt am 23. März das neue Filmporträt „Peter Turrini – Eine komische Katastrophe“ (ORF III: 29.9.). In ORF III ist außerdem das Kammerspiel „Grillparzer im Pornoladen“ (29.9.) und der Film „Vielleicht in einem anderen Leben“ (27.9.) zu sehen.
Im „Ö1 Hörspiel“ steht am Samstag, den 21. September ab 14.00 Uhr „Cest la vie. Ein Lebens-Lauf“ von und mit Peter Turrini auf dem Programm. In der ORF-Produktion aus dem Jahr 2014 wirken weiters Sandra Cervik und Herbert Föttinger mit, Musik: Wolfgang Puschnig, Regie: Philip Scheiner. In dem Werk spannt Turrini in einer Collage aus Prosa und Lyrik einen Bogen von der frühesten Kindheit in die Gegenwart eines „alternden Dichters“.
Unter dem Titel „Die Krücke des Wortes als Überlebensmittel“ spricht Peter Turrini in den „Gedanken“ über den Versuch, die Welt mit Hilfe von Sprache erfahrbar zu machen – am Sonntag, den 29. September ab 9.05 Uhr in Ö1. „Ich werde erst durch das Verfassen eines Textes, eines Gedichtes auf die Welt gebracht! Ich sehe mich als Mensch, der die Krücke des Wortes braucht, um überhaupt überleben zu können. Sonst würde ich mit dem Gesicht zur Erde fallen und sofort ersticken. Mein Leben ist eine ständige Flucht in die Unwirklichkeit, und dadurch wird es ein bisschen heiterer. Ich lese ständig irgendwo, meine Stücke seien einerseits der größte Dreck und andererseits frühe Klassiker. Manchmal werde ich bejubelt, manchmal ausgepfiffen. Was soll man davon halten? Am besten ist es, man phantasiert weiter und schreibt das nächste Stück.“ Für Peter Turrini, einen der bedeutendsten österreichischen Autoren, ist ein Leben ohne den bewussten Umgang mit Sprache undenkbar. Leidenschaftlich und polemisch setzt er die Sprache als Stachel gegen die allzu satte Selbstgerechtigkeit des bürgerlichen Establishments ein. In den „Gedanken“ spricht Turrini darüber wie die innere und die äußere Welt des modernen Menschen immer weiter auseinanderklaffen. Denn, so Turrini: „Wir sind die am meisten informierte und gleichzeitig ahnungsloseste Gesellschaft, die je existiert hat.“ Dieser Widerspruch drückt sich seiner Meinung nach auch in dem Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit aus. Der Sprache wird in heutiger Zeit Gewalt angetan, sie wird verkürzt und verstümmelt. In der Welt von SMS und Internet beginnt die Kürzel-Form auch die Inhalte zu bestimmen und so auch auf fatale Weise die Realität.
Zwtl.: „Peter Turrini – Eine komische Katastrophe“ in ORF 2 und „Vielleicht in einem anderen Leben“ in ORF III
Das ORF-Fernsehen würdigt Peter Turrini mit mehreren Sendungen: So steht in ORF 2 am Montag, den 23. September das neue Filmporträt „Peter Turrini – Eine komische Katastrophe“ (23.15 Uhr; Dacapo am Sonntag, 29. September, 11.00 Uhr, ORF III) auf dem Programm. Darin nähert sich Regisseurin Danielle Proskar dem Theaterdichter, Essayisten, Redner, Briefeschreiber und Polemiker, der zu den meistgespielten deutschsprachigen Dramatikern zählt, über seine Texte: Diese spiegeln seinen Lebensweg, sein Wesen und sein Werk wider – vom Tischlerbuben zum Theaterprovokateur, Humanisten und stets wachen Mahner.
ORF III bringt anschließend an das Dacapo des TV-Porträts am 29. September mit „Grillparzer im Pornoladen“ (11.55 Uhr) eine 1996 im Theater im Rabenhof entstandene Aufzeichnung von Peter Turrinis ebenso berührendem wie komischem Kammerspiel der verletzten Emotionen, in dem Otto Schenk und Dolores Schmidinger brillieren. Bereits in der Nacht von Freitag, den 27. auf Samstag, den 28. September zeigt ORF III den auf dem Stück „Jedem das Seine“ von Peter Turrini und Silke Hassler basierenden Spielfilm „Vielleicht in einem anderen Leben“ (1.05 Uhr) aus dem Jahr 2010, zu dem das Duo auch das Drehbuch verfasste. Regisseurin Elisabeth Scharang gab mit dieser Verfilmung der tragisch-komischen Geschichte einer kleinen Gruppe von ungarischen Juden, die in einem Heustadel lagert und beginnt, die Operette „Wiener Blut“ einzustudieren, um das Mitgefühl der Bauern der Umgebung zu wecken, ihr Kinospielfilmdebüt.
ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Isabella Henke
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