ÖAMTC-Umfrage zeigt: 25 Prozent erleben aggressives Fahrverhalten täglich

Riskantes Überholen nervt am meisten, Bewertung des eigenen Fahrstils zeigt teils gefährliche Eigeneinschätzung

„Emotionen im Straßenverkehr“ standen im Fokus einer repräsentativen Umfrage, die der ÖAMTC im Sommer 2024 unter 1.300 Verkehrsteilnehmer:innen im Alter von 17 bis 60 Jahren durchgeführt hat. Die Befragung zeigt, dass jede:r Vierte aggressives Fahrverhalten täglich erlebt, 57 Prozent zumindest einmal im Monat. Nur 19 Prozent machen diese Erfahrungen selten bis nie. „Auffallend ist, dass 59 Prozent der Befragten angaben, dass sich aggressives Fahrverhalten in den vergangenen fünf Jahren gehäuft hat – das ist eine gefährliche Entwicklung, vor allem, wenn man das in Beziehung zur Einschätzung des eigenen Fahrstils setzt“, stellt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger fest. 

Ein Prozent gibt beim präferierten Fahrstil zu, rasant, fast rücksichtslos zu fahren. „“Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher – denn kaum jemand wird aggressives, rücksichtloses Verhalten, das gesellschaftlich abgelehnt wird, in einer Befragung zugeben“, so die Expertin. Langsam und vorsichtig fahren laut Eigenanalyse zwei Prozent, speziell drei Prozent fahren ruhig, um das Fahrzeug zu schonen. 31 Prozent schätzen den eigenen Fahrstil als ruhig und gleichmäßig ein, zehn Prozent fahren optimiert, um rasch ans Ziel zu kommen, 32 Prozent fahren gleitend und dynamisch. 21 Prozent bewerten ihren Fahrstil als flott und sportlich. „Jüngere fahren laut Eigeneinschätzung öfter ruhig, gleichmäßig und langsam. Hier kann auch mangelnde Fahrroutine mitspielen“, erklärt Seidenberger.

_Zwtl.: Riskantes Überholen, Befahren der Rettungsgasse sowie Drängeln und Auffahren nerven am meisten, mehr Stress durch schlechte Sicht_

Beim Autofahren ärgert riskantes Überholen am meisten (56 Prozent), gefolgt vom Befahren der Rettungsgasse (55 Prozent), Drängeln und dichtes Auffahren (49 Prozent), nicht angepasster Fahrweise bei Schlechtwetter (45 Prozent), dem Blockieren mehrerer Parkplätze (43 Prozent) und Vorrangverletzungen (41 Prozent). Geringeren Ärger verursacht laut den Angaben der Befragten das verzögerte Losfahren bei grüner Ampel (21 Prozent), auch Langsam- und Mittelspur-Fahren auf Autobahnen (je 26 Prozent) sowie Parken in zweiter Spur (28 Prozent) sind keine allzu großen Aufreger. 

Bei der Frage, was den Ärger verstärkt, wurde am öftesten schlechte Sicht (31 Prozent) genannt, danach hohes Verkehrsaufkommen (28 Prozent) und Zeitdruck (26 Prozent). „Junge Lenker:innen werden vor allem durch Hitze, Zeitdruck und Hunger ärgerlich, ältere stresst hohes Verkehrsaufkommen mehr“, weiß die Club-Expertin.

_Zwtl.: Schimpfen ist häufigste Reaktion auf aggressives Verhalten_

Erleben sie aggressives Verhalten, so schimpfen Pkw- und Radfahrer:innen vor allem (40 Prozent), 32 Prozent hupen und verwenden Lichtzeichen, 18 Prozent gestikulieren, 15 Prozent stoppen kurz. Elf Prozent gaben an, eine polizeiliche Meldung zu machen. „Wer beruflich viel fährt, schimpft laut eigenen Angaben weniger. Möglicherweise haben Berufsfahrer:innen etwas mehr Routine und Gelassenheit entwickelt“, so Seidenberger.

_Zwtl.: Musik hilft, um in Stresssituationen ruhig zu bleiben_

Bei der Frage, was hilft, um in angespannten Situationen ruhig zu bleiben und sicher zu fahren, wird zuallererst Musik angeführt (47 Prozent). Mit Abstand dann: aufmerksamer fahren (36 Prozent), regelmäßig Pausen machen (33 Prozent) sowie die Temperatur im Fahrzeug absenken (31 Prozent).

Zusammengenommen zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass es aggressives Verhalten bei allen Verkehrsteilnehmer:innen gibt, dass Aggressionen zudem auch durch Platzmangel, viele Baustellen, nörgelnde Beifahrer:innen, schlechten Straßenzustand und Schlechtwetter gefördert werden können und dass aggressives Verhalten im Straßenverkehr gefühlt in den vergangenen fünf Jahren eher häufiger geworden ist. „Hier hilft es – neben Verbesserungen in der Infrastruktur -, rücksichtsvoll und vorausschauend zu fahren, das eigene Zeitmanagement zu optimieren, um Terminstress zu reduzieren, Pausen zur Erholung und Besänftigung einzubauen – und dies unabhängig von der Mobilitätsform“, betont die ÖAMTC-Verkehrspsychologin abschließend.

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