Neue Studie zu Auswirkungen des Klimawandels
Können Pflanzenfossilien die Geheimnisse des Überlebens während der schlimmsten Klimakatastrophe der Erdgeschichte preisgeben?
EIN TEAM VON WISSENSCHAFTLERN DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS WIEN (ÖSTERREICH), DES UNIVERSITY COLLEGE CORK (IRLAND) UND DER UNIVERSITY OF CONNECTICUT (USA) HAT HERAUSGEFUNDEN, WIE PFLANZEN VOR 250 MILLIONEN JAHREN AUF KATASTROPHALE KLIMAVERÄNDERUNGEN REAGIERTEN. IHRE – HEUTE, 6. MÄRZ 2025 – IM RENOMMIERTEN GSA BULLETIN (HTTPS://DOI.ORG/10.1130/B38017.1) VERÖFFENTLICHTEN ERGEBNISSE ENTHÜLLEN DEN LANGWIERIGEN PROZESS DER ERHOLUNG DER LAND-ÖKOSYSTEME NACH EINER DER EXTREMSTEN ERWÄRMUNGSPERIODEN IN DER GESCHICHTE DER ERDE: DEM „END-PERMISCHEN EREIGNIS“.
Mit der Auslöschung von mehr als 80 % der Meeresarten war das End-Permische Ereignis das schlimmste Massenaussterben aller Zeiten. Aber die Auswirkungen dieses Ereignisses auf das Leben an Land waren bisher schwer zu fassen. Durch die Untersuchung fossiler Pflanzen und Gesteine aus dem Sydney Basin im Osten Australiens haben Forscher*innen die mehrere Millionen Jahre andauernde Geschichte aus Zusammenbruch, Widerstandsfähigkeit und Erholung rekonstruiert. So konnten die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels enträtselt werden.
Die Fossilien aus den australischen Gesteinen zeigen, dass Nadelbäume, wie die heutigen Kiefern, zu den ersten Pflanzen gehörten, die das Land unmittelbar nach der Katastrophe am Ende des Perms wieder besiedelten. Doch die Erholung hin zu blühenden Wäldern verlief nicht reibungslos.
Die Forscher*innen entdeckten, dass noch höhere Temperaturen während des „Spät-Smithium-Temperaturmaximums“ den Zusammenbruch dieser überlebenden Nadelbäume verursachten. Sie wurden wiederum durch robuste, strauchartige Pflanzen ersetzt, die den heutigen Bärlappen ähneln. Diese sengende Hitzeperiode dauerte etwa 700.000 Jahre und machte das Leben für Bäume und andere große Pflanzen zur Herausforderung.
Erst während einer bedeutenden Erwärmungsphase vor 249,6 Millionen Jahren begannen große, aber ungewöhnliche Pflanzen, sogenannte „Samenfarne“, zu gedeihen und stabilere Wälder zu bilden. Diese Pflanzen dominierten schließlich Millionen Jahre lang die Landschaften der Erde und ebneten den Weg für die üppigen Wälder während des mesozoischen „Zeitalters der Dinosaurier“. Nach Millionen von Jahren sahen die Waldökosysteme des Mesozoikums also ähnlich aus wie jene vor dem Zusammenbruch am Ende des Perms. Entscheidend war jedoch, dass die Pflanzenarten, aus denen die neuen Wälder bestanden, völlig andere waren. _„Der Begriff ‚Erholung‘ kann irreführend sein“_, erklärt Dr. Chris Mays, Kurator für fossile Pflanzen am Naturhistorischen Museum Wien und einer der Studienautoren und Leiter der Mass Extinction Group am University College Cork. _„Das Ökosystem Wald hat sich irgendwann wieder erholt, aber das Aussterben der Arten war für immer.“_
Auch Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des NHM Wien, betont die zentrale Bedeutung, Aussagekraft und vor allem Tragweite neuer Erkenntnisse aus internationalen Forschungsprojekten wie diesem. _„Ziel des Naturhistorischen Museums war und ist es, einen signifikanten Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in Österreich, Europa und der Welt zu leisten. Dies kann nur durch unsere exzellente disziplinäre, interdisziplinäre und partizipative Forschung erreicht werden. Wir lernen jeden Tag etwas Neues.“_
WAS BEDEUTET DAS FÜR UNS?
Durch das Verständnis, wie alte Pflanzenökosysteme extreme Klimaschwankungen überstanden, hoffen die Forscher, wertvolle Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie moderne Pflanzen und Ökosysteme mit der heutigen Klimakrise umgehen könnten. Ökosysteme sind auf ein fragiles Gleichgewicht angewiesen, wobei Pflanzen das Rückgrat der Nahrungsnetze an Land und der Klimaregulierung bilden. _„Diese Forschung unterstreicht, wie wichtig Pflanzen sind, nicht nur als Basis der Nahrungsketten an Land, sondern auch als natürliche Kohlenstoffsenken, die das Klima der Erde stabilisieren“_, erklärt Doktorand Marcos Amores, der Hauptautor der Studie. _„Die Störung dieser Systeme kann Auswirkungen haben, die Hunderttausende von Jahren andauern. Daher ist der Schutz der heutigen Ökosysteme wichtiger denn je.“_
Dieser tiefe Einblick in die ferne Vergangenheit der Erde erinnert uns daran, dass Pflanzen die wahren Helden des Lebens auf der Erde sind – damals, heute und in der Zukunft.
ZUR PUBLIKATION:
Amores, M., Frank, T.D., Fielding, C.R., Hren, M.T, and Mays, C. (2025) Age-controlled south polar floral trends show a staggered Early Triassic gymnosperm recovery following the end-Permian event. GSA Bulletin, DOI: 10.1130/B38017.1
https://doi.org/10.1130/B38017.1
WISSENSCHAFTLICHE RÜCKFRAGEN:
Dr. Chris Mays | Geologisch-Paläontologische Abteilung
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 539 | chris.mays@nhm.at
Naturhistorisches Museum Wien
Mag. Irina Kubadinow
Telefon: + 43 (1) 521 77 DW 410
E-Mail: irina.kubadinow@nhm.at
Website: https://www.nhm.at/irina_kubadinow
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender
Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.