„Arbeit statt Armut: Jobgarantie schafft Chancen, verhindert Armut“
AK ExpertInnen-Diskussion mit aktuellen Forschungsergebnissen zu Jobgarantien in Österreich
Wien (OTS) – Im Juli 2019 waren rund 96.000 Menschen langzeitbeschäftigungslos, im Juli 2020 rund 130.000 Menschen. Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit sinken auch die Chancen, wieder in Beschäftigung zu gelangen, daher ist zu befürchten, dass sich Arbeitslosigkeit und Armut in den kommenden Monaten weiter verfestigen werden. Eine Jobgarantie ist ein direkter Ansatz zur Reduktion von Arbeitslosigkeit und Armut. Die Idee besteht darin, dass der Staat gute Arbeitsplätze für alle, die Arbeit suchen aber keine angemessene finden, schafft.
2020 lebten 1.529.000 armuts- oder ausgrenzungsgefährdete Menschen in Österreich. In vielen Fällen hängen Armut und Arbeitslosigkeit zusammen. Die Auswirkungen der COVID-19 Krise auf den Arbeitsmarkt haben die Situation nochmals verschärft. Zwar nähert sich der Arbeitsmarkt dem Vorkrisenniveau 2019, doch „schon vor der COVID Pandemie war die Situation auf dem österreichischen Arbeitsmarkt alles andere als rosig. 2019 gab es, so wie heute, zu wenig Arbeitsplätze für alle Arbeitsuchenden“ sagt Simon Theurl, AK-Arbeitsmarktexperte. „Durch die Pandemie hat sich die Situation für viele Menschen verschlechtert. Die wirtschaftliche Erholung kommt manchen mehr und anderen gar nicht zugute“.
Armut für bis zu 90.000 Personen reduzieren
„Eine Jobgarantie für Langzeitarbeitslose könnte die Anzahl der armutsgefährdeten Menschen um bis zu rund 90.000 Personen reduzieren“ sagt Tamara Premov vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung. Der Arbeitsmarktforscher Daniel Haim ergänzt: „Eine Jobgarantie kann auf eine Zielgruppe, z.B. die Langzeitarbeitslosen, beschränkt werden und vor allem zur Reduktion von Armut beitragen. Sie kann aber auch auf alle Arbeitssuchenden ausgedehnt werden und den Zielen der Vollbeschäftigung und Verteilungsgerechtigkeit dienen. Ein solches Programm garantiert, dass niemand im Übergang zu einem sozialeren und nachhaltigen Wirtschaftssystem zurückgelassen wird.“ Fabian Oberhofer von der Universität Wien hebt die sozialen Dimensionen einer Jobgarantie hervor: „Es geht auch darum, welcher gesellschaftliche Status mit einer Jobgarantiebeschäftigung erlangt werden kann. Eine Beschäftigung, die im Rahmen einer Jobgarantie geschaffen wird, muss von den Beteiligten und in der Gesellschaft als sinnvoll wahrgenommen werden“.
Jobgarantie mit AK-Modell „Chance 45“
Einen konkreten Vorschlag für eine Jobgarantie liefert die Arbeiterkammer mit der „Chance 45“. Durch Mehreinnahmen über konsum-und arbeitsbezogene Abgaben sowie den Entfall von Sozialleistungen finanziert sich eine solche Maßnahme zum größten Teil von selbst. Gleichzeitig können soziale und ökologische Anliegen von Bürger:innen aufgegriffen und öffentliche Leistungen, von denen alle profitieren, wieder erbracht oder ausgebaut werden. Eine besondere Rolle kommt dabei den Gemeinden und Städten zu. Denn solche Projekte können in Kooperation mit dem AMS je nach dem Bedarf der Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden. Indem die Menschen in den Gemeinden in die Gestaltung der Jobgarantie einbezogen werden, kann sichergestellt werden, dass sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen werden, die allen zugutekommen.
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