Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 26. Februar 2022. Von ALOIS VAHRNER. „Nur Putin kann den Irrsinn stoppen“.
Innsbruck (OTS) – Wladimir Putin hat mit seinem Überfall auf die Ukraine für eine Eskalation gesorgt, die nur er selbst – auch im Sinne Russlands – wieder aufhalten kann. Die Sanktionen des Westens werden das allein nicht können.
Der 24. Februar 2022 wird wohl wie einst die verheerenden Terroranschläge aufs World Trade Center am 11. September 2001 als Zeitenwende in die Geschichte eingehen. Mit dem brutalen Angriff auf die Ukraine hat Putin allen Warnungen und Beteuerungen zum Trotz mit einem Schlag die europäische Friedensordnung nach dem Kalten Krieg beendet. „Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht“, sprach Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock wohl unzähligen geschockten Menschen aus der Seele. In einem Albtraum, der hoffentlich schnellstmöglich zu Ende sein wird.
Russland hatte vorher lange seine Sicherheitsbedenken etwa durch die NATO-Osterweiterung bekundet. Bedroht fühlten sich aber tatsächlich schon lange auch osteuropäische Länder von Russland. Das alles kann und darf niemals eine Begründung für das Lostreten eines Angriffs-Krieges sein. Die Ukraine und ihre Bevölkerung sind das Opfer der von Moskau ausgelösten sinnlosen Gewalt, für die es keinerlei Rechtfertigung gibt. Der Westen reagiert mit harten Sanktionen, deren Auswirkungen Russland auf Sicht sicher massiv treffen werden, aber auch Europas Wirtschaft und die Konsumenten. Dass Putin trotz aller diplomatischen Bemühungen vieler Seiten, allen voran des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, entgegen seiner eigenen Versprechen die Ukraine angreift, muss alle Demokraten aufschrecken. Und sie mehr zusammenschweißen, als das in vergangenen Jahren der Fall gewesen ist. Gerade auch Deutschland und Österreich hatten immer wieder versucht, das zunehmend abgekühlte Klima mit Russland wieder zu verbessern, was ja tatsächlich wichtig gewesen wäre und mehr denn je ist. Viele fühlen sich jetzt durch den rücksichtslosen Angriff auf die Ukraine völlig vor den Kopf gestoßen. Auch in Österreich haben laut einer aktuellen Umfrage mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Angst vor einer weiteren Eskalation. Klar ist: In Sachen Souveränität von Staaten, Demokratie und Freiheitsrechten kann es keine zwei Meinungen geben, auch keine Neutralität.
Russland muss dazu gebracht werden, seinen verantwortungslosen Kurs, der keine Gewinner haben kann, zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dazu braucht es Entschiedenheit und Einigkeit im Westen. Zu dem zählt sich hierzulande hoffentlich auch die FPÖ, die beim Impfen von „Diktatur“ sprach, sich in Sachen russischer Überfall auf die Ukraine aber zurückhält. Aber auch die Schweiz, die bei Sanktionen gegen russische Vermögen kaum mitmachen will. Viel unmoralischer geht es nicht.
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