Weibliche Genitalverstümmelung: Mehr als 8.000 Frauen und Mädchen in Österreich betroffen – neue Telefonberatung informiert

Anonyme und kostenfreie Telefonberatung unter 01 267 7 267 vom Roten Kreuz, FEM Süd, MEN, Linzer Frauengesundheitszentrum und FrauenGesundheitsZentrum Salzburg

Wien (OTS) – Starke Schmerzen beim Wasserlassen und Sex, lebensbedrohliche Komplikationen bei der Geburt, Angststörungen und Depressionen. Das sind nur einige der schweren Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/C). Dennoch wird diese Art der Beschneidung weiterhin illegal praktiziert. Schätzungen zufolge sind mehr als 8.000 Mädchen und Frauen in Österreich betroffen, es wird von einer um ein vielfach höheren Dunkelziffer ausgegangen. Der Aufklärungsbedarf ist groß. Um gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen zu unterstützen, startet die FGM-Koordinationsstelle zusätzlich zu bereits bestehenden Beratungsangeboten jetzt ein neues österreichweites „Infotelefon“. Die kostenlose und anonyme Telefonberatung ist unter 01 267 7 267 erreichbar und richtet sich auch an Fachkräfte wie Ärzt:innen oder Pädagog:innen. Zehn Berater:innen informieren von Montag bis Donnerstag von 9-16 Uhr sowie freitags von 9-12 Uhr und vermitteln bei Bedarf an Beratungsstellen weiter.

„Jedes Mädchen, jede Frau hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Nichts auf der Welt kann Genitalverstümmelung rechtfertigen, Betroffene leiden ihr Leben lang darunter. Auch in Österreich gibt es großen Aufklärungsbedarf zu FGM. Wir müssen alles dafür tun, um Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen endlich ein Ende zu setzen. Umso mehr freut es mich, dass wir mit der FGM-Koordinationsstelle gemeinsam mit kompetenten Partnerorganisationen ein starkes Netzwerk der Unterstützung und Präventionsarbeit gestartet haben“, sagt Michael Opriesnig Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes.

„Das Schaffen von Verständnis, Aufklärung und Bewusstseinsbildung sind die wichtigsten Punkte in der Arbeit gegen FGM/C. Viele von FGM/C betroffene bzw. bedrohte Frauen und Mädchen haben bereits Unterstützung bei FEM Süd gefunden. Dafür möchte ich mich im Namen aller Frauen, jungen Mütter und Mädchen, die diese Hilfe bekommen haben, bei der Stadt Wien und bei der Bundesministerin Susanne Raab für ihre sensible Unterstützung und ihr Vertrauen sehr bedanken. Die FGM-Koordinationsstelle ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Beendigung von FGM/C und erweitert die Angebote von FEM Süd um Hilfe und Unterstützung für ganz Österreich“, sagt Umyma El Jelede, Frauengesundheitszentrum FEM Süd.

„Sehr häufig wenden sich Frauen und Mädchen die von FGM/C betroffen sind an Beratungsstellen, medizinische Einrichtungen, pädagogische Einrichtungen – oft aus anderen Gründen, die vordergründig nichts mit FGM/C zu tun haben. Die Sensibilisierung des Fachpersonals ist für den Umgang mit solchen Fällen außerordentlich wichtig. Die Einschätzung der Gefährdungslage von Mädchen steht ebenso im Fokus unserer Arbeit wie die medizinische Begleitung von betroffenen Frauen. Prävention, Versorgung, Schutz und Intervention im Bereich der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM/C) zählen zu den Kernaufgaben der FGM-Koordinationsstelle.“, sagt Friederike Widholm, Linzer Frauengesundheitszentrum.

„In den Schulungen zum Thema FGM/C ist es wichtig, Raum für Emotionen und auch das Entsetzen über die Praxis der weiblichen Genitalbeschneidungen zu schaffen, damit eine kultursensible Begleitung durch Betreuer:innen, Pflegepersonal, Lehrer:innen oder Beratungsstellen ermöglicht wird. Das Wissen über die Hintergründe zu FGM/C ermöglicht den Fachkräften eine informierte Begegnung mit betroffenen Menschen auf Augenhöhe“, sagt Aline Halhuber-Ahlmann, Leiterin FrauenGesundheitsZentrum Salzburg.

„Männer zu erreichen, spielt eine sehr wichtige Rolle im Einsatz gegen FGM. Wir freuen uns, dass wir diesen Aspekt in der Koordinationsstelle von Beginn an mit dabei haben und mit männlichen Multiplikatoren zusammenarbeiten“, sagt Romeo Bissuti, Leiter MEN Männergesundheitszentrum.

Über die FGM-Koordinationsstelle – Kompetenzzentrum Österreich

Die FGM-Koordinationsstelle bietet Beratung, Präventionsarbeit, Informationen und Unterstützung bei allen Fragen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung. Ziel ist es, gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen zu unterstützen und eine Anlaufstelle für Hilfesuchende, Expert:innen, Fachkräfte und betroffene Communities zu sein und alle Akteur:innen miteinander zu vernetzen. Die FGM-Koordinationsstelle wurde im Jänner 2022 gegründet und ist ein Zusammenschluss von FEM Süd, MEN, Rotem Kreuz, dem Linzer Frauengesundheitszentrum sowie dem FrauenGesundheitsZentrum Salzburg. Die FGM-Koordinationsstelle wird vom Bundeskanzleramt finanziert.

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Umyma El Jelede, Bakk.a in Medizin
Frauengesundheitszentrum FEM Süd
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