„City meets Nature“: Naturschutzprojekt am Wörthersee zeigt Wirkung und schützt seltene Tiere und Pflanzen

Das Land Kärnten, die Stadt Klagenfurt, die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich und E.C.O. Institut für Ökologie feiern den Naturerfolg in der Klagenfurter Ostbucht

Wien/Klagenfurt (OTS) – Das Natura 2000-Gebiet Lendspitz-Maiernigg am Wörthersee profitiert von der Naturschutzkooperation zwischen den öffentlichen, wissenschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteur:innen. Das ist das Ergebnis, das in feierlichem Rahmen im Klagenfurter Lakeside Park präsentiert wurde. Die am Naturschutzprojekt Beteiligten diskutierten über die aktuellen Entwicklungen im Gebiet und im Anschluss fanden vier Online-Impulsvorträge statt, die Ein- und Ausblick zu einzelnen Maßnahmen im Projekt für eine breitere Öffentlichkeit präsentierten und viele Interessierte vor die Bildschirme lockten.

Die größten Erfolge in dem Projekt „City meets Nature:
Lebensraumgestaltung für Moorfrosch und Co. im urbanen Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg (Klagenfurt)“ im Projektzeitraum Mai 2020-November 2021 sind zusammengefasst:

* Eine Ruhezone für Schilfbrüter wurde mittels Holzpiloten im See sichtbar gemacht

* Drei neue Amphibienlaichgewässer wurden angelegt und bereits von spannenden Vertretern der Lurche und Libellenfauna besiedelt

* Drei Hektar Pfeifengraswiesen wurden von Büschen befreit und können langfristig wieder gemäht werden

* Mit 30 Exemplaren der Teichmuschel wurden im Wörthersee eine Initialpopulation getestet

* Das Vorkommen von Zwergdommel, Neuntöter, Balkan-Moorfrosch und Würfelnatter im N2000-Gebiet konnte bestätigt werden

* Mehrere hundert Freizeitsportler:innen am See wurden hinsichtlich Rücksichtnahme auf tierische Bewohner:innen sensibilisiert

Die europaweit einzigartige Naturoase umfasst den letzten Rest der ehemals ausgedehnten Sümpfe um Klagenfurt, wo einst der Sage nach der Lindwurm hauste. Zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen, wie die Zwergdommel, die Würfelnatter oder die Bauchige Windelschnecke finden hier ihren Lebensraum. Das Schutzgebiet umfasst auf relativ engem Raum Ruhezonen, die den scheuen tierischen Bewohner:innen vorbehalten bleiben und Informationsbereiche, wo Besucher:innen den naturbelassenen Bereich in der Stadt erleben und genießen dürfen.

„Wesentlich ist eine ausgewogene Balance von Schutz und Nutzung“, sagt Vizebürgermeister Prof. Mag. Alois Dolinar, der selbst Imker ist und dem besonders eine bienenfreundliche Nutzung der Wiesen am Herzen liegt. Drei Hektar Pfeifengraswiesen wurden von Büschen befreit und sollen langfristig wieder gemäht werden. In seiner Funktion als Umwelt-Stadtrat ist ihm auch die Rolle der Moore als Kohlenstoffspeicherungsflächen bewusst. „Intakte Moorböden speichern CO2, und ihre Erhaltung und Renaturierung macht die Stadt anpassungsfähig in Sachen Klimawandel.“

Klagenfurter Bevölkerung ist der Schutz ihres Naturjuwels
wichtig

Im Herbst 2021 wurden im Rahmen eines Besucher:innenmonitorings die Schutzmaßnahmen evaluiert. Es zeigte sich eine starke Zunahme an Stand Up-Paddler:innen im Bereich des Seeabflusses. Die Holzpiloten, dazu gesetzt, den Schilfgürtel zu beruhigen, wurden als optische Barriere wahrgenommen. Mit wenigen Ausnahmen hielt sich der Großteil der gezählten Wassersportler:innen aber an die angegebenen Mindestabstände. „Das Publikum am See ist sehr naturaffin – und der Erhalt liegt gerade jenen besonders am Herzen, die häufig am See sind“, meint Carmen Fikar, die als Gebietsrangerin mit vielen Besucher:innen gesprochen hat. Ein sensibler Umgang mit der Natur ist notwendig, damit das Gebiet langfristig erhalten werden kann. Der Schilfgürtel und die Wasserpflanzenzone sind Kinderstube für Wasservögel und Fische und dürfen nicht beeinträchtigt werden.

Bildungsreferent Vizebürgermeister Mag. Philipp Liesnig ist überzeugt, dass das Gebiet besonders für die Jugend eine Chance bedeutet, Natur zu erleben und kennenzulernen: „Die Ranger:innen im Sommer sind Ansprechpartner:innen und vermitteln die Notwendigkeit des rücksichtsvollen Verhaltens. Ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Rückzugsräume für Schilfbewohner soll geschaffen werden. Im Jahr 2022 werden entsprechende Schulmaterialien erarbeitet.”

Die Rückkehr der Großen Teichmuschel

Für das Land Kärnten ist besonders der Verbleib der 2020 eingesetzten Muscheln interessant. „Wir sind gespannt auf die Entwicklung der Teichmuschel im See, und möchten den Wiederansiedelungserfolg weiter beobachten“, meint Umwelt- und Naturschutzlandesrätin Sara Schaar. „Die letzten Naturzonen im touristisch geprägten Wörthersee müssen erhalten bleiben, damit das Vorkommen der typischen Wasserbewohner langfristig gesichert ist und damit auch nachfolgende Generationen eine intakte Umwelt und Natur im Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg vorfinden.“

Neue Lebensräume für gefährdeten Balkan-Moorfrosch

Derzeit ist die Amphibienwanderung im Gange und der gefährdete Balkan-Moorfrosch zeigt sich blau gefärbt. Für Amphibien ist die Trockenheit im Frühjahr eine besondere Herausforderung. Jeder intakte Moortümpel trägt dazu bei, eine Population dieser Arten im Gebiet zu erhalten. „Wir sind stolz, dass wir dieses Projekt gemeinsam mit dem Land Kärnten, der Stadt Klagenfurt und E.C.O. zur Umsetzung bringen konnten“, freut sich Ronald Würflinger, Geschäftsführer der Stiftung Blühendes Österreich, die die Erhaltung des natürlichen Uferstreifens in Klagenfurt mit 58.000 Euro, rund der Hälfte der Projektkosten, unterstützt hat. Wichtig ist eine Weiterführung der Kooperation, damit weitere Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit der Klimawandelanpassung umgesetzt werden können.

Für die Projektleiterin Susanne Glatz-Jorde von E.C.O. Institut für Ökologie sind noch viele weitere Maßnahmen notwendig: „Dank der Unterstützung konnten viele Aktivitäten gestartet werden. Nun gilt es, dranzubleiben, die Initiativen und Allianzen auf langfristige Beine zu stellen und vor allem die Bewirtschaftung der Flächen an die Bedürfnisse der geschützten Arten anzupassen, damit die getroffenen Initialmaßnahmen auch in der Zukunft wirken“. Ziel ist eine stabile Partnerschaft, um die Herausforderungen im Schutzgebiet zu meistern.

Klagenfurter:innen und alle Naturinteressierten können über die einzigartigen Tiere und Pflanzen des Naturschutzgebiets auf einer der von E.C.O. Institut für Ökologie angebotenen Exkursionen mehr erfahren (Kontakt: Susanne Glatz-Jorde, [glatz-jorde@e-c-o.at] (mailto:glatz-jorde@e-c-o.at)).

Die Onlinevorträge zum Nachhören sind demnächst unter [https://e-c-o.at/videos.html] (https://e-c-o.at/videos.html) abrufbar.

Über das Projekt

Unterstützt durch Blühendes Österreich, Stadt Klagenfurt und Land Kärnten werden rund sechs Hektar Uferzone im Europaschutzgebiet mit Schilfgürtel und Schneidriedflächen, angrenzenden Moor- und Pfeifengraswiesen und Kleingewässern aktiv gestaltet.

Über das Natura 2000-Schutzgebiet Lendspitz-Maiernigg

Seit 2005 ist die Wörthersee-Ostbucht im Gebiet des Lendspitz-Maiernigg offiziell ein Natura 2000-Gebiet und unterliegt damit den EU-konformen Kriterien, die den Schutz gefährdeter wildlebender, heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume garantieren. Würfelnatter, Biber, Bauchige Windelschnecke und Balkan-Moorfrosch haben in diesem Gebiet ihr Zuhause. Gemeinsam mit weiteren Fledermaus-, Vogel-, Insekten- und Amphibienarten leben sie im 77,4 Hektar großen Gebiet.

Über Blühendes Österreich

Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich setzt sich für eine gesunde Umwelt und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ein. Deshalb fördert Blühendes Österreich seit 2015 rund 230 Bäuerinnen und Bauern, Naturschutzorganisationen, Gemeinden und andere Initiativen, die durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft und wertvolle Umweltprojekte unsere Lebensräume, Tiere und Pflanzen schützen. Bereits 951 Hektar gefährdete Biotopflächen werden konkret gesichert. Die Website bluehendesoesterreich.at ist die stärkste digitale Plattform für Naturtourismus und Naturcontent. Im Naturerlebnis-Portal bündelt Blühendes Österreich 95 Organisationen mit tausenden Naturveranstaltungen pro Jahr. Die Citizen-Science-App „Schmetterlinge Österreichs“ ist mit 50.000 Downloads und der dazugehörigen Desktop-Version eine der größten Naturbeobachtungs-Apps im deutschsprachigen Raum. [www.bluehendesoesterreich.at]
(http://www.bluehendesoesterreich.at/)

Über E.C.O. Institut für Ökologie

E.C.O. ist ein Forschungs- und Beratungsunternehmen für „Naturschutz im 21. Jahrhundert“ mit Fokus auf Schutzgebiete und Prädikatsregionen. Mit seinen Projekten ist das Team seit mehr als 20 Jahren tätig und hilft dabei, natürliche Lebensräume auf der ganzen Welt zu bewahren und zu verbessern, außergewöhnliche Naturerlebnisse zu ermöglichen und die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen in den jeweiligen Regionen weiterzuentwickeln.

Silvie Bergant, Leitung Kommunikation Blühendes Österreich, +43 676 711 74 50, s.bergant@bluehendesoesterreich.at, www.bluehendesoesterreich.at

Romana Piiroja, Kommunikation E.C.O. Institut für Ökologie, +43 463 504 144 – 36, piiroja@e-c-o.at, www.e-c-o.at

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