Arzneimittelengpässe dürfen Patientensicherheit nicht gefährden!

Wenn wichtige Arzneimittel fehlen, kann das fatale Auswirkungen haben. Der Verein PRAEVENIRE sucht mit Gesundheitsexperten nach rasch umsetzbaren Lösungen.

Die Patientinnen und Patienten und ihre Versorgung in den Mittelpunkt zu stellen, ist eines der Grundprinzipien, nach denen der Verein PRAEVENIRE handelt, damit das Gesundheitssystem solidarisch, effizient und krisenfest bleibt. Seit Ausbruch der Pandemie steht hier ein Thema im Fokus: die Versorgungssicherheit mit wichtigen Arzneimitteln. Aktuell sind nach Angaben des öffentlich einsehbaren Vertriebseinschränkungsregisters des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) rund 572 Produkte (Stand 6.1.2023) nicht oder nur teilweise lieferbar. Dabei handelt es sich häufig um Medikamente für chronisch kranke Österreicherinnen und Österreicher oder jene Menschen, die aktuell an grippalen Infekten oder Grippe erkrankt sind. Zum Beispiel Schmerzmittel, Hustenpräparate, Antibiotika aber auch Asthmasprays für Kinder, Blutdruck- und Schilddrüsen-Medikamente oder Cholesterin-Senker zählen dazu.

Die Ursachen für die Lieferengpässe sind vielfältig: Rohstoffe werden aus Kostengründen oft nur mehr an wenigen oder einem Standort – meist in Asien – produziert, aber auch die Endfertigung findet großteils nicht mehr in Europa statt. Zusätzlich sind häufiger als früher Transportketten unterbrochen oder einfach Verpackungen nicht verfügbar. Durch die Globalisierung der Medikamentenproduktion verringert sich die Zahl der Hersteller, das betrifft vor allem niedrigpreisige Arzneimittel. Die Pharmaindustrie reagiert mit Marktrücknahmen, Konzentrierungsprozessen und Reduktion der nationalen Lager auf sinkende Medikamentenpreise. Expertinnen und Experten sind sich einig: Es braucht Krisenlager und Notfallpläne sowie mehr Autarkie durch eine Herstellung in Europa. 

VERBINDLICHE PROZESSE UND KRISENPLÄNE ERARBEITEN

Derzeit werden bei einem Lieferengpass durch Vernetzung der Behörde mit der Pharmaindustrie Exporte weitestgehend unterbunden. Gleichzeitig wird durch Kontingentierungen der Firmen eine gleichmäßige Verteilung innerhalb Österreichs sichergestellt und Hamsterkäufe verhindert. Eine weitere Lösung schlägt Mag. pharm. Gunda Gittler, Leiterin der Apotheke der Barmherzigen Brüder in Linz und Vorstandsmitglied im Verein PRAEVENIRE, vor: „In gesetzlich geregelten Ausnahmesituationen dürfen jetzt schon ausgewählte Medikamente aus anderen Ländern nach Österreich importiert werden, die im Regelfall noch keine nationale Zulassung haben. Diese Regelung sollte im Fall von einer Nicht-Verfügbarkeit eines Arzneimittels vereinfacht werden, um rascher ein gleichwertiges Arzneimittel aus dem Ausland importieren zu können.“ Der Großhandel, Apotheken und Krankenhausapotheken machen dies derzeit mit speziellen Einfuhrgenehmigungen der nationalen Behörde. Damit diese Genehmigungen bei Nichtlieferbarkeiten rascher und unbürokratischer vorliegen, sollte bereits jetzt auf politischer Ebene ein passender Prozess gefunden und vereinbart werden, etwa analog einem Ampelsystem: „Schaltet die Ampel auf Rot, dürfen gleichwertige ausländische Arzneimittel ohne Genehmigung importiert und verkauft werden. Ist der Engpass behoben, muss der erleichterte Import wieder eingestellt werden“, so Gittler. Auch eine Studie der EU zeigt die Vorteile auf, die durch mehr Flexibilität für Notimporte bestimmter Produkte im Falle von Marktrücknahmen und anderen kritischen Engpässen möglich wären. Mitgliedstaaten wie Malta oder Lettland haben bereist vereinfachte Vorschriften für diese Einfuhr. In Ländern wie Portugal oder den Niederlande arbeiten Parallelimporteure nach ähnlichen Plänen und könnten auch in Österreich rasch mithelfen, auftretende Lieferengpässe zu entschärfen.

„Der effizienteste Weg Lieferengpässe und kurzzeitige Produktionsausfälle abzumildern, ist ein Aufstocken der nationalen Lager der Pharmaindustrie aber auch der Großhandel, die Apotheken und die Krankenhausapotheken müssen ihre Lagerreichweiten erhöhen. Finanzierbar muss das die Politik machen“, fordert Gittler und ergänzt: „Es sollten möglichst viele verschiedene Anbieter für wirkstoffgleiche Medikamente oder therapeutisch gleichwertige Ersatzpräparate am Markt gehalten werden. Um den Austausch der Medikamente so einfach wie möglich zu gestalten, soll eine „aut idem“- Regelung zulässig sein.“ Darunter wird die Möglichkeit des Apothekers verstanden, statt eines vom Arzt verordneten Arzneimittels ein anderes, wirkstoffgleiches Präparat an den Patienten abzugeben. „Alle Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesundheit sind nun gefordert, ihren Beitrag für eine bessere Versorgungslage bei Arzneimitteln in unserem hochindustrialisierten Land zu leisten“, so Gittler.

PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung
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Tel.: +43/1/402 13 41-46
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