Alpenverein warnt: Die Lawine weiß nicht, dass ihr Experten seid

Rund die Hälfte der Menschen, die in den letzten Jahren in Lawinen verunfallten, war alpinistisch erfahren und ausgebildet. AUSSENDUNG INKL. AUDIOFILE!

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„EXPERTE, PASS AUF! DIE LAWINE WEISS NICHT, DASS DU EXPERTE BIST.“ MIT DIESER AUSSAGE WIES BEREITS DER EINSTIGE SCHWEIZER LAWINENEXPERTE ANDRÉ ROCH DARAUF HIN, DASS AUCH DIE GEÜBTESTEN NICHT VOR DEN GEFAHREN VON LAWINEN GEFEIT SIND. ERSTAUNLICHERWEISE WAR RUND DIE HÄLFTE DER MENSCHEN, DIE IN DEN LETZTEN JAHREN IN LAWINEN VERUNFALLTEN, ALPINISTISCH ERFAHREN UND AUSGEBILDET. LAUT ÖSTERREICHISCHEM ALPENVEREIN SCHNAPPT DIE „EXPERTENFALLE“ MEIST DANN ZU, WENN PROFIS MIT DER ZEIT „EINE ART UNVERWUNDBARKEITSGLAUBEN UND DIE ILLUSION DER KONTROLLE AM BERG” ENTWICKELN. DER ALPENVEREIN MÖCHTE DIESE PROBLEMATIK NUN VERSTÄRKT INS BEWUSSTSEIN DER BERGSPORTLER BRINGEN. EINE MÖGLICHKEIT, EINIGES ZUM THEMA LAWINEN ZU LERNEN ODER VORHANDENES WISSEN AUFZUFRISCHEN, BIETET DIE ÖSTERREICHWEITE VORTRAGSREIHE „LAWINENUPDATE“ DES ALPENVEREINS (START AM 27.11!). ALLE TERMINE UNTER WWW.ALPENVEREIN.AT/LAWINENUPDATE. AM 12.12. SOGAR KOSTENLOS IM LIVESTREAM.

„Wir dürfen nicht mehr darüber hinwegsehen, wie viele Experten, also alpinistisch erfahrene und ausgebildete Personen, von Lawinenunfällen betroffen sind“, erklärt MICHAEL LARCHER, LEITER DER BERGSPORTABTEILUNG IM ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREIN. In der Wintersaison 2023/24 waren 369 Personen in Lawinenunfällen beteiligt, 14 Personen verloren dabei ihr Leben.* „Wir gehen davon aus, dass in rund der Hälfte der Lawinenunfälle in den letzten Jahren Menschen verwickelt waren, die sehr erfahren waren“, betont Larcher. „Generell müssen wir das Klischee aufgeben, dass am Berg nur Einsteiger, Leichtsinnige und Touristen verunglücken. Dieses Vorurteil gilt es zu überwinden.“

WARUM DIE „EXPERTENFALLE“ ZUSCHNAPPT

Dass die sogenannte „Expertenfalle“ so häufig zuschnappt, dafür nennt Michael Larcher drei mögliche Gründe: „Als Experte gibt man sich leicht einer Illusion der Kontrolle hin. Profis sind viel unterwegs und machen laufend erfolgreiche Erfahrungen. Immer mehr kann sich dann das Gefühl etablieren, man hätte die Kontrolle über Gefahren am Berg. Gerade im Zusammenhang mit Lawinengefahr ist das jedoch von Grund auf falsch.“ Und weiter: „Es gibt keine Statistik dazu, wie oft man am Berg einfach nur Glück gehabt hat.“

Zudem können alpinistische Experten laut Larcher eine Art Unverwundbarkeitsglauben und Überheblichkeit entwickeln. Und zwar in dem Sinne, dass Regeln für Anfänger gelten, aber nicht für Profis. „Als Bergsport-Experte tendiere ich dazu, immer mehr Dinge wegzulassen, von denen ich zwar weiß, dass sie richtig und nützlich sind, die für mich aber scheinbar nicht mehr notwendig sind. Da werden beispielsweise klar vorgegebene Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr gemacht. Gerade im Zusammenhang mit Lawinen kann dies jedoch fatale Auswirkungen haben“, erklärt Larcher.

Eine dritte Falle gelte laut Larcher besonders für Bergführer: „Auch als Bergführer kann ich in eine Expertenfalle tappen. Dies kann dann der Fall sein, wenn mich der Erwartungsdruck dazu verführt, die Risikobereitschaft zu erhöhen. Wenn ich mir beispielsweise die Unfälle bei der hohen Lawinenwarnstufe 4 anschaue, ist der Expertenanteil erschreckend hoch.“

VERMEHRTE EINBINDUNG IN DER AUSBILDUNG

Laut Alpenverein muss in der Ausbildung deutlicher auf diese Fallen hingewiesen werden. „Wir müssen das Thema in Zukunft noch mehr ansprechen und nicht mehr tabuisieren“, betont Michael Larcher. Und weiter: „In der Entwicklung vom Anfänger über den Fortgeschrittenen bis zum Experten wird automatisch suggeriert, dass ich immer sicherer werde. Überspitzt gesagt: Wenn ich Experte bin, bin ich unverwundbar.“ Es braucht laut Larcher Ausbildungskonzepte, die auch jene Gefahren und Denkfehler sichtbar machen, die auf diesem Lernweg entstehen.

FÜR ANFÄNGER, FORTGESCHRITTENE UND EXPERTEN: DAS LAWINENUPDATE DES ALPENVEREINS

Eine Möglichkeit, einiges zum Thema Lawinen zu lernen oder vorhandenes Wissen aufzufrischen, ist die österreichweite Vortragsreihe „Lawinenupdate“ des Alpenvereins. Wie funktioniert gute Tourenplanung? Wie lässt sich das Lawinenrisiko minimieren und was ist zu tun, wenn doch etwas passiert? Der Alpenverein bietet Skitourengehern, Freeridern und anderen Wintersportlern die Möglichkeit, sich rechtzeitig auf die Saison vorzubereiten.

In zweieinhalb spannenden Stunden beleuchtet der Bergführer und Lawinenexperte Michael Larcher ausgewählte Lawinenereignisse aus dem letzten Winter und hilft dem Publikum dabei, den Blick für die Gefahrenmuster zu schärfen und grundlegende Sicherheitsvorkehrungen zu verinnerlichen. Auch wird erklärt, was Internettechnologie zur Sicherheit auf Skitouren beitragen kann – zum Beispiel die Apps alpenvereinaktiv und Skitourenguru. Der zweite Teil des Vortrags bietet jede Menge Praxiswissen für Tourengeher: Wie funktioniert die Notfallausrüstung, wie läuft der LVS-Check ab, wie sucht man effizient nach Verschütteten und wo findet man die richtigen Kurse, um den Ernstfall Lawine zu üben?

MICHAEL LARCHER TOURT MIT DEM LAWINENUPDATE AB 27.11.2024 DURCH ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND. DAS LAWINENUPDATE AUS INNSBRUCK IST AM 12.12.2024 AB 19 UHR FÜR ALLE INTERESSIERTEN KOSTENLOS ALS LIVESTREAM ÜBER DEN YOUTUBE-KANAL DES ALPENVEREINS ABRUFBAR. ALLE DETAILS DAZU GIBT ES AUF WWW.ALPENVEREIN.AT/LAWINENUPDATE.

TERMINE LAWINENUPDATE 2024/25:
27.11. Rosenheim (DE), Technische Hochschule

Mag. Peter Neuner-Knabl
Österreichischer Alpenverein
Presse
M +43/664/88970005
peter.neuner-knabl@alpenverein.at
www.alpenverein.at

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