Frauentag: Frauen mit Behinderungen fordern mehr Intersektionalität bei politischen Entscheidungen

Das Kompetenzteam Frauen mit Behinderungen im Österreichischen Behindertenrat fordert anlässlich des Internationalen Frauentages intersektionalen Zugang zu frauenpolitischen Themen

Frauen mit Behinderungen sind von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Einsparungen treffen diese Personengruppe doppelt so stark und sind nicht nur existenzbedrohend, sondern können auch ihre Sicherheit gefährden. Weshalb ein intersektionaler Zugang unumgänglich ist, erläutern Mitglieder des Kompetenzteams Frauen mit Behinderungen im Österreichischen Behindertenrat.

MANUELA LANZINGER, Präsidiumsmitglied des Österreichischen Behindertenrats, macht darauf aufmerksam, dass sich extreme Hitzeperioden und Naturkatastrophen massiv auf die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen auswirken können. So werden Krankheitssymptome bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie etwa Multipler Sklerose, die insbesondere Frauen betreffen, durch Hitze verstärkt. „Um weiteren Verschlechterungen vorzubeugen, braucht es verbesserten Zugang zu barrierefreier Gesundheitsversorgung. Keinesfalls darf es hier oder bei Klima- und Hitzeschutzmaßnahmen zu Einsparungen kommen, denn diese treffen Frauen mit Behinderungen fatal.“, verdeutlicht Lanzinger.

Bundesbehindertenanwältin CHRISTINE STEGER zufolge finden Frauen mit Behinderungen auch beim Zugang zum Recht eine andere Situation vor: „Erleben sie beispielsweise intersektionale Diskriminierungen, so können diese nicht sofort geahndet werden. Das ist eine deutliche Ungleichbehandlung gegenüber nicht behinderten Frauen.“, so Steger.

Der Zugang zu Arbeitsmarkt und Bildung ist für Frauen und Mädchen mit Behinderungen aufgrund der Mehrfachdiskriminierung erschwert. Laut Unabhängigem Monitoringausschuss werden Sonderschulen ausgebaut anstatt in ein inklusives Bildungssystem zu investieren. Dazu Daniela Rammel: „Das widerspricht den Handlungsempfehlungen des UN-Fachausschusses und nimmt Mädchen von Beginn an die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben.“

„Unsere Praxis in der Peer-Beratung für Frauen mit Behinderungen zeigt: Jede Abhängigkeit im Alltag erhöht das Risiko von genderspezifischer Gewalt.“, zeigen ISABELL NARONNIG UND ELISABETH UDL vom Verein Ninlil auf. Ein gewaltfreies Leben für Frauen mit Behinderungen sei nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben strukturell abgesichert werden – jede Einsparung, die diese Selbstbestimmung einschränkt, bringe Frauen in Gefahr.

„Die UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen bedeutet, Frauen mit Behinderungen mitreden und mitentscheiden zu lassen. In Österreich fehlt dieses Verständnis noch völlig.“, erklären HEIDEMARIE EGGER UND JULIA MOSER, geschäftsführende Vorständinnen von FmB – Interessensvertretung von Frauen mit Behinderungen. „Es ist an der Zeit, an den Entscheidungstischen Platz für Frauen mit Behinderungen zu schaffen.“

Österreichischer Behindertenrat
Andrea Strohriegl, BEd
Telefon: 0660 180 14 48
E-Mail: a.strohriegl@behindertenrat.at

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